Einflüsse von “außen“
Die frühere Hypothese, dass
durch zu wenig Fruchtwasser für den Fetus zu wenig Platz in der Fruchtblase
besteht und der Druck von außen die Füße in eine Klumpfußstellung zwingt, ist
heute weitgehend verlassen.
Das gehäufte Auftreten der Erkrankung in den
Wintermonaten in Großbritannien und den USA läßt in neuerer Zeit unbekannte
Umwelteinflüsse wie Temperatur, Lebensmittelgifte oder jahreszeitlich gehäufte
Virusinfektionen in der kritischen Zeit der embryonalen Entwicklung als Ursache
in Betracht ziehen (z.B. Herpes-Infektion), wobei dies nach derzeitigem
Kenntnisstand rein spekulativ ist.
Einflüsse von “innen“
Ein eindeutig
nachvollziehbarer Erbgang ist für den primären Klumpfuß nicht bekannt. Die
Tatsache, dass bei beidseitigem Auftreten des Klumpfußes im Ausmaß identische
mikroskopische Befunde vorlagen, legt einen Genschaden nahe.
Ob die
Gefäßversorgung beim Klumpfuß gestört ist, wurde und wird kontrovers
diskutiert.
Mikroskopische Untersuchungen zeigen Veränderungen der
Muskeln, Muskelhüllen, Sehnenscheiden und Bänder im Bereich der Innen- und
Rückseite des Fußes, die mit einer möglicherweise genetisch bedingten vermehrten
Kollagensynthese erklärt werden. Diese Veränderungen scheinen vergleichbar mit
denen beim Schiefhals.
Andere Untersuchungen vermuten eine Störung in der
Reizleitung oder –übertragung zwischen Nervensystem und Muskulatur mit der
Entstehung eines Muskelungleichgewichtes.
Mit diesen Befunden deckt sich
die Beobachtung einer mangelnden Dehnbarkeit verschiedener Sehnen auch nach
ihrer Verlängerung. Von der Kinderlähmung (Poliomyelitis) ist bekannt, dass
bereits ein geringes Muskelungleichgewicht mit der Zeit zu starker Knochen- und
Gelenkdeformierung führen kann.
Egal,
wie man sich deren Entstehung auch zu erklären versucht, findet sich bei allen
Klumpfüßen eine Weichteilverkürzung im inneren Fußwurzelbereich. Diese wenig
dehnbare Masse, die Bänder, Gelenkkapseln und Muskeln einbezieht, zwingt den Fuß
in die typische Klumpfußstellung und deformiert sekundär die wachsenden Knochen
der Fußwurzel. Natürlich verstärkt sich der Grad der Deformität mit dem Ausmaß
und der Dauer der krankhaft einwirkenden Kräfte.
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